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Der ZDF Bericht „Ausgepresst und ausgenommen – Das bittere Geschäft mit den Orangen“ hatte den Ausschlag gegeben: Die Autoren waren der Frage nachgegangen, wie es möglich ist, Orangen und Zitronen so günstig zu produzieren? Das beklemmende Fazit der Sendung: Wegen des großen Preisdrucks, den deutsche Einzelhandelsketten ausüben, können die Bauern in Spanien und Italien kaum noch kostendeckend produzieren. Der wahre Preis für Zitrusfrüchte ist deutlich höher als die durchschnittlichen 1,30 EUR, die wir beim Discounter dafür bezahlen – mit den bekannten Konsequenzen. Gezeigt werden Lohndumping, katastrophale Arbeitsbedingunen der Pflücker und chemische Belastungen durch Spritzmittel, die in Deutschland (aber nicht in Spanien) verboten sind. Ein absolut sehenswerter Bericht. Die weiterführenden Links finden Sie am Ende dieses Artikels.

Was also tun? Die ZDF-Reporter haben bei ihren Recherchen noch eine Entdeckung gemacht: Bauern, die sich vom Preisdruck der Konzerne freigemacht haben und Zitrusfrüchte direkt ab Hof verkaufen – ohne den Umweg über Importeure, Großhändler und Supermärkte. Die deutschen Kunden können die Früchte kistenweise im Internet bestellen. Erst nach Auftragserteilung und erfolgter Bezahlung werden die Orangen oder Zitronen gepflückt und verpackt. Per Kurier geht die Ware dann direkt zum Kunden.

Funktioniert das wirklich? Und ist das bezahlbar? 

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Ich  habe bei einem der genannten Händler eine Testbestellung gemacht: Am späten Montag Nachmittag orderte ich jeweils 5 Kilo Blutorangen (3,80 EUR /kg) und Zitronen (3,40 EUR/kg). Der Bestellvorgang war einfach und schnell, die Bezahlung erfolgte per PayPal. Kurz darauf erhielt ich eine Auftragsbestätigung. Am nächsten Tag informierte mich die Plantage über den erfolgten Versand und am Donnerstag Vormittag war die Sendung bereits ausgeliefert.

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Die Früchte waren gegen Druckstellen und Transportschäden gut geschützt und makellos im Aussehen. Das Gewicht lag großzügig über der bestellten Menge: 5,35 kg bei den Orangen und 5,4 kg bei den Zitronen. Zudem waren noch ein paar Mandarinen beigelegt – eine sympathische Geste ;-)  Das Beste war und ist jedoch der Geschmack! Hocharomatisch, lecker und kein Vergleich zu Lager- und Supermarktware.

Diese Qualität und Frische hat natürlich ihren Preis. Zwischen drei und fünf Euro pro Kilo inklusive Transport muss man schon rechnen. Vor allem die Transportkosten (ca. 15,- EUR pro Sendung) machen die Angelegenheit bei kleineren Mengen ziemlich teuer. Eine Möglichkeit die Kosten zu senken, sind Sammelbestellungen im Freundeskreis. Bei uns kamen schon bei der zweiten Bestellung schnell 30 Kilo zusammen. Davon einmal abgesehen möchte ich diese Art der bäuerlichen Selbstvermarktung, bei der die Bauern einen fairen Preis für ihre Ware erhalten, aus Prinzip unterstützen. Ich bezahle gerne 2,50 EUR pro Kilo mehr – der Preis für ein Parkticket oder einen Espresso im Straßencafé. Neben der sensationellen Qualität wird durch diese Art des Einkaufs vor allem ein sozial gerechter Handel gewährleistet. Man zahlt faire, durch die Bauern bestimmte Preise und es gibt keine Ausbeutung von illegal beschäftigten Hilfskräften. Dafür erhält man köstlich schmeckendes, absolut frisches Obst und sichert obendrein die Existenz vieler Bauernfamilien. In meinen Augen eine prima Sache.

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Links:

ZDF Bericht „Ausgepresst und ausgenommen“
ZDF Bericht auf YouTube

Lieferanten in Spanien

Quiero Naranjas
Naranjas del Carmen
Mallorca Orangen 1
Mallorca Orangen 2
Google Suche „Bio Orangen aus Spanien“

Lieferanten aus Sizilien

Mammaracia Bio Orangen

Nachtrag / Update: Mitte April 2016 habe ich einen weiteren Test mit einem Bio-Betrieb in Sizilien gemacht. Den Artikel finden sie → hier.

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Welche Erfahrungen haben Sie mit Orangen aus Spanien gemacht? Kennen Sie andere Anbieter oder Alternativen? Ich freue mich auf Ihre Ergänzungen in den Kommentaren.
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